San José de Apartadó – Frieden braucht einen langen Atem

Seit 60 Jahren herrscht in Kolumbien Bürgerkrieg. Der 2016 zustande gekommene Friedensvertrag zwischen FARC-Guerrilla und der kolumbianischen Regierung hat wichtige Beschlüsse auf den Weg gebracht. Doch die Umsetzung läuft schleppend. Frieden ist Handarbeit und braucht einen langen Atem. Die Menschen der Gemeinde San José de Apartadó beweisen ihre Ausdauer seit Jahrzehnten. 1997 wurde die Gemeinde zur so genannten Friedensgemeinde - hier haben die Rechte der Zivilbevölkerung Priorität.

In vielen Teilen Kolumbiens gehört die Gewalt immer noch zum Alltag der Menschen. Gerade in ländlichen Regionen kommt es immer wieder zu gewaltsamen Übergriffen gegenüber der Zivilbevölkerung, sowohl durch linke Guerillabewegungen als auch durch rechte Paramilitärs oder staatliche Sicherheitsorgane bzw. Militärs. 7,7 Millionen Binnenflüchtlinge hat der Krieg in Kolumbien hervorgebracht, mehr als 120.000 Verschwundene und 450.000 tote Zivilisten - von denen man weiß (Schätzungen zufolge sind es 800.000). Hinzu kommen über 50.700 Entführungen und mehr als 16.200 zwangsrekrutierte Kinder.

Der Jesuit Padre Javier Giraldo SJ. begleitete den Ostermarsch der Friedensgemeinde im April. Foto: Facebookseite Comunidad de Paz San José de Apartadó, 2023

Der Jesuit Padre Javier Giraldo SJ. begleitete den Ostermarsch der Friedensgemeinde im April. Foto: Facebookseite Comunidad de Paz San José de Apartadó, 2023

Klare Haltung – die Friedensgemeinden

Seit Ende der 1990er Jahre erklären sich einzelne Dörfer in besonders stark umkämpften Regionen zu Friedensgemeinden. Die Bewohner verpfl ichten sich zu Neutralität. Sie verweigern jedes Zusammenwirken mit Gewaltakteuren und fordern ihre Rechte als Zivilbevölkerung vehement ein. Im März 1997 kam es zur Gründung der international wohl bekanntesten Friedensgemeinde, San José de Apartadó. 650 Personen unterzeichneten damals die Gründungs-Deklaration. Dort heißt es, die Absichten der Friedensgemeinde seien: „Die Suche nach einer friedlichen Lösung, nach einer Unterscheidung zwischen Kombattant und Nicht-Kombattant, nach einer Verbesserung der Situation der Zivilbevölkerung, die durch die Angriffe der bewaffneten Akteure gebeutelt ist, den Respekt der bewaffneten Akteure vor der Zivilbevölkerung zu erreichen und die Suche nach besseren Lebensbedingungen.“

26 Jahre Friedensgemeinde San José de Apartadó: In dem wir Freiheit und Autonomie errichten, schaffen wir Gemeinschaft und verteidigen das Leben. Foto: Facebookseite Comunidad de Paz San José de Apartadó, 2023

26 Jahre Friedensgemeinde San José de Apartadó: In dem wir Freiheit und Autonomie errichten, schaffen wir Gemeinschaft und verteidigen das Leben. Foto: Facebookseite Comunidad de Paz San José de Apartadó, 2023

Unterstützung durch action pro colombia

Begleitet und unterstützt wurde die Friedensgemeinde damals vom Centro de Investigación y Educación Popular (CINEP) sowie durch die Kommission Justicia y Paz der Arbeitsgemeinschaft der Orden und deren Leiter Padre Javier Giraldo SJ. Durch die Vermittlung entstand die Verbindung und Unterstützung der Friedensgemeinde durch action pro colombia e.V.

Anlässlich einer Kolumbienreise im Juli 1999 besuchten Vertreter*innen von action pro colombia in Begleitung zweier Mitarbeiter*innen von Justicia y Paz die Friedensgemeinde zum ersten Mal. Seitdem unterstützt action pro colombia die Friedensgemeinde San José de Apartadó auch mit fi nanziellen Zuwendungen. Das Geld geht vor allem in Bildungs-Projekte: Schulbildung für Kinder ebenso wie auch Maßnahmen der Erwachsenenbildung. 2022 förderte der Verein ein Schulprojekt.

Die Erinnerung lebendig halten

Neben Bildungsarbeit hat action pro colombia in der Vergangenheit auch die Erinnerungsarbeit der Friedensgemeinde unterstützt. Etwa 2005 durch die Errichtung einer Gedenkstätte für die ermordeten Mitglieder. Eine lebendige Erinnerungskultur hält die Gemeinschaft zusammen. Erinnert wird an die vielen Opfer, die die Gewalt ihrer Gemeinde abverlangt hat - und immer noch fordert. So fand im April 2023 der Karfreitagsmarsch in ihrem Gedenken statt. 14 Kreuzwegstationen wurden abgelaufen und dabei der ermordeten Gemeindemitglieder gedacht. Erinnert werden aber nicht nur die Toten und der Schmerz. Erinnert wird auch der gemeinsame Weg, die friedlichen Errungenschaften - Leben und Überleben einer Gemeinschaft, die einen langen Atem beweist und die Hoffnung auf Frieden nicht aufgibt.

Vierzehnte Kreuzwegstation des Ostermarsches im April. Foto: Facebookseite Comunidad de Paz San José de Apartadó, 2023

Vierzehnte Kreuzwegstation des Ostermarsches im April. Foto: Facebookseite Comunidad de Paz San José de Apartadó, 2023

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Frieden braucht Ausdauer und Mut - und Menschen, die sich dafür einsetzen, so wie in San José de Apartadó. action pro colombia möchte diese auch in Zukunft fördern. Unterstützen Sie uns dabei!

  San José de Apartadó - 1 MB

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